Wenn man ehrlich ist, hat Rerik zwar eine wirklich tolles Stück Ostsee-Küste, aber die Gastronomie bewegt sich eher im Mittelfeld und oft genug in Richtung Imbiss-Küche mit Pommes und Currywurst. Das ist für die Strandsommertag ja auch ok, aber in der Zwischensaison
Doch es gibt eine wirklich strahlende Ausnahme: Die Gaststätte Steilküste!
Für Fischliebhaber tatsächlich das Paradies – hier wird täglich nur der frische Fisch eingekauft, der exzellent ist und der strengen Prüfung der Gastronomen statt hält. Wenn nur vier Schollen gut aussehen und der Rest mickrig, dann gibt es heute eben nur vier Schollen. Wenn die Genossenschaft Heringe gefangen hat, dann gibt es welche. Sonst eben nicht. Daher lohnt sich auch frühes Erscheinen: Die Küche schließt, wenn der Fisch alle ist. Wer zuerst kommt, isst zuerst
Wer häufiger kommt – und das tut wohl jeder, der einmal hier war – lernt allmählich den Rhythmus des Fischfanges. Bis April laichen die Schollen, da lohnen sie sich kaum, sie sind dick, aber eben voller Laich und nicht voller Fleisch. Der Hering hingegen ist im April meist ausgezeichnet.
Nur erste Klasse Fische schaffen den Weg in die Küche der Gastsätte Steilküste. Wo sie dann traditionell und auf allerhöchstem Niveau mit köstlichen Beilagen zubereitet werden. Gern kann der Gast bei der Bestellung wählen, ob er seinen Dorsch klassisch im Stück gebraten oder gedünstet
Die Portionen sind ebenfalls traditionell, jeder wird satt. Hier liefert man Masse MIT Klasse, was ja sonst eher selten ist.
Neben dem hervorragenden Essen und dem authentischen Ost-Dekor ist es aber der freundlich und ausgesprochen witzige und warmherzige Service, der einen gern hier sein lässt. Am Abend des Gründonnerstag vor Ostern waren kurz vor sechs nur drei Tische besetzt, die Ruhe vor dem Osteransturm der Gäste und der Kellner hatte noch ein bisschen Muße, seine Gäste mit fachkundigen Geschichten aus der Region zu unterhalten. Allerdings kommt alle fünf Minuten jemand herein, der gern für Karfreitag oder Ostersonntag noch einen Tisch möchte, aussichtlos, alles schon seit Tagen reserviert.
Die Gäste, die offenbar das erste Mal hier sind, erkennen die Zeichen der Zeit, beratschlagen kurz untereinander und reservieren dann lieber gleich mal für die nächsten Abend und den noch unkritischen Ostermontag.
Dann erscheint eine elegante Dame, die eine Gesellschaft von 6 Personen ankündigt, darunter auch Kinder, ob man das jetzt noch machen könne? Aber sicher, der Service ist ja freundlich, also werden gleich ein Kinderstuhl und das niedliche Kinderbesteck herbei getragen.
Dann allerdings fragt sie etwas vorwurfsvoll (in dem Tonfall, den normalerweise Mütter ihren erwachsenen Kindern gegenüber anschlagen): „Ich habe schon die ganze Woche versucht, Sie zur erreichen“ – Sekundenschnell die Antwort: „Ach ja, aber wir nehmen schon lange nicht mehr bei jedem ab, der anruft.“ Da lachen die Gäste ausgelassen und auch die Dame kann sich eines süffisanten Lächelns nicht erwehren. Ihr Begleiter meinte schlagfertig, dann würden sie eben in Zukunft ihre Rufnummer unterdrücken…