Ein grauer Tag im November?
Vor Jahren war ich mal mit meiner besten Freundin für einen dunklen Nachmittag am Timmendorfer Strand. Wir hatten nichts vor, es war Sonntag und aus Hamburg ist es ja nicht weit an die See. Dort war die Luftfeuchtigkeit hoch, fast schon Nieselregen, tief hängende Wolken, von der Sonne nichts zu sehen. Die Ostsee schlug mit nichtssagenden kleinen Wellen an den Strand, nicht sehr motiviert. Ein leichter Wind ging, außer uns keiner am Strand.
Es war herrlich.
In solchen Momenten geht man einfach nur nebeneinander her, lässt die eigenen Gedanken treiben und irgendwann kommt vielleicht ein Thema zur Sprache, worüber man sich in Hamburg an einem Abend nach der Arbeit nie unterhalten hätte, weil es doch so belanglos ist. Ob man als Kind eigentlich lieber an die Ost- oder Nordsee gefahren ist, zum Beispiel. Oder ob man lieber Pommes mit Ketchup oder Mayonnaise mochte. Ich mit beidem, natürlich. Meine Freundin bevorzugte Mayonnaise, aber die doppelte Portion. Als wir Kinder waren, hatte noch keiner ein Ernährungsbewusstsein und insofern durften wir das. Unseren eigenen Kindern heute erlauben wir das heute natürlich nicht, ätsch.
Das Merkwürdige ist, das sich diese Momente an der See immer so schnelleinstellen. Inzwischen habe ich eine Familie und wir fahren gern nach Rerik an die Ostsee. Auch im November. Und wenn wir dann so am Strand spazieren gehen und keine Sandburgen bauen, keine Drachen steigen lassen und keine Sommerfreunde auf uns warten, dann kommen wieder solche Geschichten. Dann erzählt meine Tochter, dass sie sich in der Pause ein Spiel mit Laubhaufen ausgedacht haben und dass sie diese Haufen die ganz Woche lang in wechselnden Gruppen bespielt und bewacht haben. Auch gar nicht wichtig für das nächste Zeugnis. Nur ein Detail.
Letztes Wochenende hat sich dann bei unserem Strandspaziergang ganz unvermittelt nachmittags sogar noch die November-Sonne dazu gesellt, wie nett. Wir hätten gut noch eine ganze Woche dranhängen können, aber das geht uns in Rerik eigentlich immer so. Wenn wir wegfahren, dann sind wir alle immer ein bisschen traurig. Aber wie sagt Janosch doch so schön und treffend: „Wer nicht wegfährt, der kann auch nicht wiederkommen.“ Recht hat er. Und wir kommen spätestens Silvester wieder an die Ostsee nach Rerik.
Was ist Ihr Lieblingsthema auf Strandspaziergängen? Schreiben Sie uns gerne, wir sind neugierig und für Anregungen offen!